Mit dem letzten Guthaben auf ihrem Prepaid-Handy signalisierten Besatzungsmitglieder, dass auf den Schiffen bald das Licht ausgeht. Drei Container-Frachter, die „MAERSK-Valletta“, „-Vigo“ und „-Vancouver“ ankerten seit Mitte Juli auf der „Neuen Reede Nord“ vor Wangerooge. Die Besatzungen mittellos und zum Nichtstun verurteilt, lebten von Proviantreserven. Auf der „Valletta“ hoffte man, dass jemand Zylinderöl liefern würde, um den drohenden Maschinenausfall aufzuhalten... Hier finden Sie Links zu TV- Beiträgen und Presseartikeln zu dem Thema.
„Wir sind sehr froh, in Deutschland zu sein“, resümiert Chefingenieur Sergej Smirnow: „Wer hätte uns gehört, wenn wir irgendwo auf dem Ozean um Hilfe gerufen hätten?“ Er und die anderen 40 Besatzungsmitglieder der drei Containerfrachter – vor allem Ukrainer, Russen und Filipinos – würden jedoch nichts lieber als in See stechen.
Die Besatzungen hatten bis Anfang Juli alle Pflichten erfüllt. Doch wurden sie wider Willen zu Freibeutern: Die drei Schwester-Schiffe, die einem marokkanischen Eigner gehören, waren seit sechs Jahren beim dänischen Riesen MAERSK unter Chartervertrag und fuhren im Liniendienst bis hinauf zum finnischen Meerbusen. Doch MAERSK hat jetzt größere Schiffe im Einsatz und ließ den Vertrag mit dem Marokkaner auslaufen. Es gelang dem Eigner in Casablanca offenbar nicht, für die drei in Gibraltar registrierten Schiffe neue Aufträge an Bord zu ziehen. Die Mannschaften – für ein Viertel der Seeleute sind die Verträge bereits ausgelaufen – warteten vergeblich und konnten mit den leeren Frachtern auch die 1600 Seemeilen an die Küste Nordafrikas nicht mehr antreten. Zudem untersagten Behörden die Weiterfahrt, aufgrund mangelnder Sicherheitszeugnisse.
Doch inzwischen kam auch vielfältige Hilfe: Das Havariekommando in Cuxhaven übernahm die Einsatzleitung, lieferte das fehlende Zylinderöl, Proviant, Frischwasser, sorgte für medizinische Versorgung sowie psychologische Notfallunterstützung. Ende August wurden den Frachtern Nothafenliegeplätze in Wilhelmshaven zugewiesen. Dort liegen die Schwesterschiffe nun bis auf weiteres fest. Die dortige Semmannsmission kümmert sich um die Besatzungen. Vor allem aber wurde auch ITF-Inspektorin Susan Linderkamp aus Bremen aktiv: „Susan hat uns der Himmel geschickt“, versichert der Chief Engineer Smirnow. Man vertraue ihr voll.
Nachdem jede Kontaktaufnahme mit dem offenbar zahlungsunfähigen Eigner fehlschlug, wurden die Schiffe an die Kette gelegt. Am 4. September hat die ITF Klage eingereicht, am 12. September folgt bereits die Anhörung vor dem Arbeitsgericht Wilhelmshaven. „Es geht um ausstehende Heuerzahlungen von über 350 000 US-Dollar, ein Skandal“, erklärt Susan Linderkamp. Der weitere Plan der Gewerkschaft: Vor dem Amtsgericht soll ein Titel erwirkt werden, der aus dem Arrest oder der Versteigerung der Schiffe bedient werden könnte. Darauf hoffen die Seeleute, die vor allem schnell nach Hause kommen wollen. Und die Chancen stehen nicht schlecht: Die drei Frachter, die jeweils etwa 1800 Container transportieren können, wurden vor zehn Jahren in Deutschland gebaut und befinden sich – auch dank der Professionalität der Besatzungen – in sehr gutem Zustand.
Beiträge im TV:
"Seeleute bekommen Teil ihres Lohs" Radio Bremen vom 19.09.2013
www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/odyssee114.html
"Seeleute funken SOS", Radio Bremen vom 07.09.2013:
www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video50654-popup.html
"Kritik an Maersk und Reederei", Radio Bremen vom 30.08.2013:
www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video50352-popup.html
"Gestrandet in Wilhelmshaven", Radio Bremen vom 06.09.2013:
www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video50610-popup.html
Presseberichte:
"Auf dem Weg in dieHeimat", Weser-Kurier vom 25.09.2013:
www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Auf-dem-Weg-in-die-Heimat-_arid,670557.html
"Kurzer Prozess auf See", Sächsische Zeitung vom 21.09.2013
www.sz-online.de/nachrichten/kurzer-prozess-auf-see-2668349.html
"Gefangen auf dem Sonnendeck", Sächsische Zeitung vom 29.08.2013
www.sz-online.de/nachrichten/gefangen-auf-dem-sonnendeck-2651090.html
"Frachter dürfen Wilhelmshaven absteuern", n-tv 29.08.2013
www.n-tv.de/panorama/Frachter-duerfen-Wilhelmshaven-ansteuern-article11256806.html
"Frachter dürfen nach Wilhelmshaven", Weser Kurier 29.08.2013:
www.weser-kurier.de/bremen/wirtschaft2_artikel,-Frachter-duerfen-nach-Wilhelmshaven-
"Frachter-Besatzungen warten auf Lösung", Nordwest Zeitung vom 29.08.2013
www.nwzonline.de/wirtschaft/weser-ems/frachter-besatzungen-warten-auf-loesung_a_8,3,1024037966.html
"Freie Fahrt nach Wilhelmshaven", Weser Kurier vom 30.08.2013:
www.weser-kurier.de/news/politik3_artikel,-Freie-Fahrt-nach-Wilhelmshaven-_arid,648996.html
"Frachter erreichen Wilhelmshaven", Weser Kurier vom 30.08.2013:
"Containerschiffe liegen im sicheren Hafen", NDR vom 30.08.2013:
www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/maersk129.html
"Drittes Schiff im Hafen", Weser Kurier vom 31.08.2013:
www.weser-kurier.de/news/wirtschaft3_artikel,-Drittes-Schiff-im-Hafen-_arid,649991.html
"Hilfsbereitschaft macht Seeleuten Mut", Nordwest Zeitung vom 31.08.2013:
www.nwzonline.de/wirtschaft/weser-ems/hilfsbereitschaft-macht-seeleuten-mut_a_8,3,1225520650.html
"Seemannsmission koordiniert Hilfen" Weser Kurier vom 03.09.2013:
www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Seemannsmission-koordiniert-Hilfen-_arid,651990.html
"Warten an der langen Leine", Nordwest Zeitung vom 06.09.2013:
www.nwzonline.de/wirtschaft/weser-ems/warten-an-der-langen-leine_a_8,3,1637072114.html